The Debut by Andy Kolb

Visionär, engagiert, perfektionistisch und extrem talentiert. Kurzum: Andy Kolb ist ein Macher durch und durch. Kein Wunder also, dass sein erstes großes Filmprojekt wahrscheinlich für Aufruhr in der Szene sorgen wird. The Debut ist ein Film über Cable-Wakeboarden – technisch auf höchstem Niveau produziert, an einzigartigen Spots gedreht und mit den besten Ridern der Welt.

Vollständige Story aus der ersten The Cable Ausgabe, Mai 2013.

the-debut-andy-kolb-2„Ich komme aus Burglengenfeld in der Nähe von Regensburg. Und ich bin 24. Und (überlegt kurz) – naja, das war’s eigentlich.“ Andys Vorstellung seiner eigenen Person fällt denkbar knapp aus, dabei hätte er eigentlich einiges über sich zu erzählen. Ist er doch seit Jahren eine feste Größe im Wakeskaten. Internationale Titel wie die des WWA Weltmeisters oder Podiumsplätze bei O’Neill Wake The Line schmücken seine Trophäensammlung. Aber er mag nicht soviel über sein Wakeskaten sprechen, vielmehr brennt er darauf mehr über das Filmen zu erzählen.
Denn schon im Alter von neun Jahren drehte Andy seinen ersten Kurzfilm – ein Remake von Mrs. Doubtfire. „Meine Nachbarn und ich fanden den Film so geil. Als die Eltern dann im Urlaub waren, haben wir jedem eine Rolle gegeben und das ganze Ding mit einer VHS Kamera in unserem Haus nachgedreht. Schnitt kannte ich damals noch nicht. Das heißt, ich habe das Tape einfach immer zurückgespult und dann wieder darauf aufgenommen. Und dann irgendwann war der Film fertig (lacht).“ Es folgten ein weiterer Kurzfilm und etliche Skateboard-Clips – allesamt mit der gleichen elterlichen VHS-Kamera gedreht.
Jahre später und mit dem Abitur in der Tasche, begann die Studienzeit an der Bayrischen Akademie für Film und Fernsehen in München. Filmschnitt als Hauptfach. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen final gestellt – Andy und das Filmen, das passt zusammen.

the-debut-kevin-henshawJetzt oder nie
„Mein Kumpel Christian Grüner hat früher schon vier Cable Wakeboard-Filme gemacht. Von ihm habe ich viel zum Thema Wakeboard-Filmen gelernt und mir damals schon immer gedacht: ‚wenn ich mal groß bin, dann mache ich auch einen Film’.“
Im Sommer 2012 war es dann soweit. Für Andy war genau der richtige Zeitpunkt gekommen, seine Gedanken wurden immer konkreter. Er hat sich viel vorgenommen, wollte einen Film schaffen, der im Kopf bleibt und Wakeboarden in eine positive Richtung pusht. „Mein Plan war immer: ‚Wenn ich einen Film mache, dann gebe ich soviel Gas wie überhaupt möglich.“

Passt wie angegossen
Einer von Andys Lieblingsfilmen ist The Prestige von Christopher Nolan, dessen Titel er vom Klang schon immer ansprechend und inspirierend fand. Für seinen eigenen Film hat er sich daher von Beginn an nach lateinischen, französischen oder eben englischen Begriffen umgesehen. Irgendwann kam er dann auf den Namen The Debut. The Debut markiert für Andy einen Umbruch in zweierlei Hinsicht. Einerseits bedeutet das Projekt für ihn persönlich einen großen Schritt nach vorne, denn es ist sein Debüt als Filmemacher. Andererseits ist es auch das Debüt eines Wakeboard-Films, der einen 4K Finish hat und vollständig mit RED Kameratechnik gedreht wurde. Noch nie ist Cable-Wakeboarden technisch so hochwertig in einem Full Length Movie dokumentiert worden. Die RED Epic zeichnet Bilder mit 5.020 Pixeln Auflösung in der Breite und somit 6,5-mal mehr Pixeln als Full HD auf. Slowmotion-Aufnahmen sind Dank 100 Bildern pro Sekunde kein Problem – die Tricks können so später mit einem Viertel der Geschwindigkeit abgespielt werden. Das ganze Projekt findet visuell also auf höchstem Level statt.

Mein Plan war immer: ‚Wenn ich einen Film mache, dann gebe ich soviel Gas wie überhaupt möglich‘

Aus einem guten Grund
Die Entscheidung für einen reinen Cable-Film fiel Andy relativ leicht, „da ich mein Leben lang schon Cable fahre und hundertprozentig davon überzeugt bin, dass es aus Kosten- und Umweltgründen die beste Art ist Wakeboard zu fahren.“ Jetzt, da Cable-Wakeboarding in den USA einen starken Boom erlebt, sieht Andy die Zeit gekommen: „Es gab noch keinen Cable Wakeboard-Film, der in den USA Aufsehen erregt hat. Diesen Film möchte ich jetzt machen.“
Die Ziele für den Film sind hochgesteckt. Doch Andy selbst ist derjenige, der mit sich am härtesten ins Gericht geht: „Ich habe mir wie immer viel zu viel vorgenommen. Meine Erwartungen werde ich nicht erfüllen können. Es gibt vielleicht zehn Shots, die ich bisher gemacht habe und mit denen ich auch wirklich voll zufrieden bin. Und ich habe bisher 3.900 Clips produziert. Ich bin einfach ein Perfektionist. Wenn ein kleiner Wackler drin, dann gefällt es mir schon nicht mehr. Obwohl es kein Mensch sieht (lacht). Naja, so bin ich einfach.“

the-debut-daniel-grantCreme de la Creme
Die aktuell besten Cable-Wakeboarder haben in The Debut einen Part. Alleine durch ihre Präsenz drücken sie dem Film einen unmissverständlichen Qualitätsstempel auf. Andy zückt seine Liste mit den Namen aller Rider und beschreibt jeden Einzelnen kurz und treffsicher: „Raph Derome war für The Debut von vornerein gesetzt, weil er momentan wohl der beste Allround-Wakeboarder überhaupt ist. Daniel Grant, der trotz seiner erst 15 Jahre unfassbar gut fährt, sich in den letzten 1, 2 Jahren richtig stark entwickelt hat und mittlerweile zu den absolut Besten gehört. Nico von Lerchenfeld, den ich aufgrund vieler gemeinsamer Trips von allen Ridern am besten kenne und der ein genialer Rail- und Cable-Fahrer ist. Ebenso wie Felix Georgii, der international zwar noch nicht so bekannt ist, dem gerade aber Leute mit Ahnung sofort ansehen, wie kreativ er jedes Rails fährt. Auch Kevin Henshaw ist mit dabei. Er ist der Einzige der Crew, der momentan in der Wakeboard-Metropole Orlando wohnt und trotzdem vor ein paar Jahren gesagt hat, dass er überhaupt kein Boot mehr fahren mag. Er hatte einfach keinen Bock mehr und fährt jetzt nur noch Cable – und das alleine finde ich eigentlich schon ein geiles Statement. Und noch dazu hat er mit am meisten Eier von allen und fährt richtig geil. Brenton Priestley kommt aus Australien. Ihn kennen nur wenige, aber er ist unserer Meinung nach einer der Australier mit sehr gutem Style und Charakter. Und noch dazu ist er bestimmt der Wakeboarder aus dem Film, der den wenigsten Cash hat und sich mit allen Mitteln versucht irgendwie durchzuschlagen. Tom Fooshee ist das Urgestein des Cable-Wakeboardens und wahrscheinlich der erfolgreichste Cable-Wakeboarder überhaupt was Contests anbelangt. Noch dazu ist er wohl der Motivierteste in Bezug auf den Film. Er kann die meisten Tricks von allen, legt viel Wert auf deren Ausführung und grabbt daher auch 99 Prozent seiner Tricks. Nick Davies hat unglaublich viel Spaß auf dem Wasser und das sieht man ihm auch immer an. Er ist einer der wenig verbliebenen Verfechter von Air Tricks und die Cable-Szene maßgeblich geprägt.“
Aufgrund seiner eigenen sportlichen Karriere könnte man mutmaßen, dass Andy auch Wakeskater im Film aufnimmt. Weit gefehlt. Wurde Wakeskating früher meist in einem Video mit Wakeboarding gezeigt, sieht er den Sport heute immer mehr einen eigenen, individuellen Weg einschlagen. Wahrscheinlich ist die Entscheidung gegen Wakeskaten daher einzig der Liebe zu seinem Sport zu schulden.

Einmal um den Globus
Fünf Kontinente wurden für die Produktion des Films bisher bereist. Das könnte übrigens auch ein Debüt für einen Cable Wakeboard-Film sein. „Hauptsächlich haben wir visuell herausragende Spots ausgewählt. Da Obstacle Riding jedoch einen großen Teil des Films ausmacht, haben wir natürlich auch Wert auf gute Parks gelegt“, klärt Andy auf. Kapstadt, Jakarta, Singapur und einige Spots in den USA waren echte Highlights. Auch der Thai Wake Park ist dabei, „weil Daniel (Grant) einfach überirdisch an seinem Home-Cable fährt.“ Über 30 Flüge in den letzten Monaten haben Andys Bonusmeilenkonto entsprechend gefüllt, was er durchaus auch zu schätzen weiß: „Ich fliege schon das ein oder andere Mal Business Class durch meine Meilen. Was auch recht angenehmen ist, wenn man teilweise achtmal im Monat irgendwohin fliegt. Vor allem wenn es sich um 15-Stunden-Flüge handelt (kurze Pause). Ah, Australien habe ich vorhin vergessen. In Australien waren wir auch schon.“
Übergepäck ist generell ein leidiges Thema, gerade für Reisende mit viel Filmequipment. Andy ist für The Debut mit der benannten Red Epic, einer Handvoll Canon Objektiven, etlichen Festplatten, Stativ, Kamerakran, Dolly und einem Gyro-Stabilisator unterwegs – „eigentlich mit allem, was das Filmerherz begehrt.“ Der Koffer ist dementsprechend voll gepackt, bei seinem letzten USA-Trip hatte Andy gar 95 Kilo an Gepäck. Check-Ins sind daher auch die einzige Sache, die ihn beim Reisen immer richtig nervös machen. „Ich hatte zweimal ein Problem in Australien. Aber mit meinem Charme und genug Worten zu der weiblichen Mitarbeiterin ging es dann doch irgendwie durch“, ergänzt Andy grinsend.

the-debut-raph-derome

Es gibt vielleicht zehn Shots, die ich bisher gemacht habe und mit denen ich auch wirklich voll zufrieden bin

the-debut-raph-derome-3Momente wie diese
Spaß hatten die Jungs auf ihren Trips bisher eigentlich immer, unzählige Geschichten bleiben allen daher im Kopf. Mit Brenton war es öfters besonders lustig, da er als gelernter Handwerker beim Bau von Rails oft und gerne sein Wissen anbrachte und sich auch jedes Mal richtig ins Zeug legte: „Er wollte mir immer erklären, wie man was am besten baut und dass der Aufwand mit zwei Minuten absolut gering sei. Und im Endeffekt hat es dann auch wirklich immer nur zwei Minuten gedauert. “Daniel ist grundsätzlich auch immer recht schnell für etwas zu motivieren – es braucht lediglich eine Flasche Cola oder eine Pizza als Bestechungsmittel. Schwupps, und schon fährt er für einen. Mit Raph hat Andy jemanden gefunden, der fast noch perfektionistischer ist als er selbst: „Wir haben sehr viel über verschiedene Tricks und Styles gesprochen. Außerdem diskutieren wir gerne stundenlang über alles was sonst noch mit Wakeboarden oder Action Sports im Allgemeinen zu tun hat.“
Andy kann aber auch anders. Beim Dreh in North Carolina ließ er die Jungs ohne langen Neoprenanzug fahren – obwohl es schweinekalt war. Schlussendlich setzt er sich aber durch, weshalb im Video nun keine langen Anzüge zu sehen sein werden. „Was mir aber am meisten im Kopf blieb, war eine Geschichte mit Nico. Dadurch, dass ich ihn so gut kenne, habe ich überhaupt keine Scheu ihn einen Trick so oft wiederholen zu lassen, bis er ihn wirklich perfekt gestanden hat. Der Rekord an Versuchen steht bei 62 für einen Trick. Nico vertraut mir sehr stark. Wenn ich ihm zum Beispiel einen Trick vorschlage, dann versucht er ihn auch. Dieses eine Mal hatte ich die Idee für einen Trick, der nicht ganz ohne ist. Und trotz der vielen Versuche hat er es einfach nicht geschafft. Er war eigentlich schon komplett raus, hatte überhaupt keine Lust mehr. Ich habe dann alles versucht, dass er ihn nochmal probiert – weil ich wusste, dass er ihn eigentlich kann. Und dann hat er den Trick nochmal gemacht und auch gestanden. Das war der glücklichste Moment, den ich je beim Filmen hatte.“ Auf die Frage, ob er denn den Tricknamen verraten möge, antwortet Andy wie aus der Pistole geschossen: „Neee, das weiß keiner. Aber, wir haben ihn. Und er wird im Film sein!“
the-debut-daniel-grant-2Natürlich läuft es nicht jeden Tag so rund. Andy beschreibt die Probleme mit schlechtem Wetter oder Situationen, in denen einer seiner Rider heftig stürzte. Eine Sache schien ihn aber wirklich öfters zu belasten: „Es war richtig, richtig schwierig den ganzen Film aus finanziellen Gründen vollständig alleine zu produzieren. Ich habe eigentlich den Job von vielen gemacht – kein Assistenten oder Tonmann unterstütze mich. Da war man manchmal wirklich am Ende und gar nicht mehr motiviert. Nach mehreren Monaten Produktionszeit dachte ich mir schon öfters mal: ‚Ach du Scheiße. Ich kann jetzt nicht schon wieder um sechs Uhr aufstehen und da rausgehen’.“ Trotzdem ist er immer wieder aufgestanden. Hat stundenlang gefilmt, Video-Clips auf den Computer überspielt und sonstige administrative Aufgaben erledigt. Und obwohl er stets den Druck seiner selbstauferlegten Ziele spürt, wird er nicht müde immer wieder zu betonen, wie viel Spaß er mit Umsetzung des Films hatte.

Und wofür das Ganze
Trotz aller höflicher Zurückhaltung ist sich auch Andy sicher, dass der Film gut ankommen wird: „Ich bin zuversichtlich, dass The Debut vom Publikum gut aufgenommen wird. Wir haben die besten Cable-Wakeboarder in einen Film gepackt. Wir haben ein sehr hohes Trickniveau und individuelle, richtig gute Fahrer. Und das Ganze wird visuell einigermaßen gut ausschauen.“

The Debut ist im April 2014 auf DVD und BluRay erschienen. Mehr Infos zum Film gibt’s auf thedebutfilm.com oder im zweiten Interview mit Andy Kolb in der aktuellen The Cable Ausgabe, Nr.  2.

The Debut by Andy Kolb

Visionär, engagiert, perfektionistisch und extrem talentiert. Kurzum: Andy Kolb ist ein Macher durch und durch. Kein Wunder also, dass sein erstes großes Filmprojekt wahrscheinlich für Aufruhr in der Szene sorgen wird. The Debut ist ein Film über Cable-Wakeboarden – technisch auf höchstem Niveau produziert, an einzigartigen Spots gedreht und mit den besten Ridern der Welt.

Vollständige Story aus der ersten The Cable Ausgabe, Mai 2013.

the-debut-andy-kolb-2„Ich komme aus Burglengenfeld in der Nähe von Regensburg. Und ich bin 24. Und (überlegt kurz) – naja, das war’s eigentlich.“ Andys Vorstellung seiner eigenen Person fällt denkbar knapp aus, dabei hätte er eigentlich einiges über sich zu erzählen. Ist er doch seit Jahren eine feste Größe im Wakeskaten. Internationale Titel wie die des WWA Weltmeisters oder Podiumsplätze bei O’Neill Wake The Line schmücken seine Trophäensammlung. Aber er mag nicht soviel über sein Wakeskaten sprechen, vielmehr brennt er darauf mehr über das Filmen zu erzählen.
Denn schon im Alter von neun Jahren drehte Andy seinen ersten Kurzfilm – ein Remake von Mrs. Doubtfire. „Meine Nachbarn und ich fanden den Film so geil. Als die Eltern dann im Urlaub waren, haben wir jedem eine Rolle gegeben und das ganze Ding mit einer VHS Kamera in unserem Haus nachgedreht. Schnitt kannte ich damals noch nicht. Das heißt, ich habe das Tape einfach immer zurückgespult und dann wieder darauf aufgenommen. Und dann irgendwann war der Film fertig (lacht).“ Es folgten ein weiterer Kurzfilm und etliche Skateboard-Clips – allesamt mit der gleichen elterlichen VHS-Kamera gedreht.
Jahre später und mit dem Abitur in der Tasche, begann die Studienzeit an der Bayrischen Akademie für Film und Fernsehen in München. Filmschnitt als Hauptfach. Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen final gestellt – Andy und das Filmen, das passt zusammen.

the-debut-kevin-henshawJetzt oder nie
„Mein Kumpel Christian Grüner hat früher schon vier Cable Wakeboard-Filme gemacht. Von ihm habe ich viel zum Thema Wakeboard-Filmen gelernt und mir damals schon immer gedacht: ‚wenn ich mal groß bin, dann mache ich auch einen Film’.“
Im Sommer 2012 war es dann soweit. Für Andy war genau der richtige Zeitpunkt gekommen, seine Gedanken wurden immer konkreter. Er hat sich viel vorgenommen, wollte einen Film schaffen, der im Kopf bleibt und Wakeboarden in eine positive Richtung pusht. „Mein Plan war immer: ‚Wenn ich einen Film mache, dann gebe ich soviel Gas wie überhaupt möglich.“

Passt wie angegossen
Einer von Andys Lieblingsfilmen ist The Prestige von Christopher Nolan, dessen Titel er vom Klang schon immer ansprechend und inspirierend fand. Für seinen eigenen Film hat er sich daher von Beginn an nach lateinischen, französischen oder eben englischen Begriffen umgesehen. Irgendwann kam er dann auf den Namen The Debut. The Debut markiert für Andy einen Umbruch in zweierlei Hinsicht. Einerseits bedeutet das Projekt für ihn persönlich einen großen Schritt nach vorne, denn es ist sein Debüt als Filmemacher. Andererseits ist es auch das Debüt eines Wakeboard-Films, der einen 4K Finish hat und vollständig mit RED Kameratechnik gedreht wurde. Noch nie ist Cable-Wakeboarden technisch so hochwertig in einem Full Length Movie dokumentiert worden. Die RED Epic zeichnet Bilder mit 5.020 Pixeln Auflösung in der Breite und somit 6,5-mal mehr Pixeln als Full HD auf. Slowmotion-Aufnahmen sind Dank 100 Bildern pro Sekunde kein Problem – die Tricks können so später mit einem Viertel der Geschwindigkeit abgespielt werden. Das ganze Projekt findet visuell also auf höchstem Level statt.

Mein Plan war immer: ‚Wenn ich einen Film mache, dann gebe ich soviel Gas wie überhaupt möglich‘

Aus einem guten Grund
Die Entscheidung für einen reinen Cable-Film fiel Andy relativ leicht, „da ich mein Leben lang schon Cable fahre und hundertprozentig davon überzeugt bin, dass es aus Kosten- und Umweltgründen die beste Art ist Wakeboard zu fahren.“ Jetzt, da Cable-Wakeboarding in den USA einen starken Boom erlebt, sieht Andy die Zeit gekommen: „Es gab noch keinen Cable Wakeboard-Film, der in den USA Aufsehen erregt hat. Diesen Film möchte ich jetzt machen.“
Die Ziele für den Film sind hochgesteckt. Doch Andy selbst ist derjenige, der mit sich am härtesten ins Gericht geht: „Ich habe mir wie immer viel zu viel vorgenommen. Meine Erwartungen werde ich nicht erfüllen können. Es gibt vielleicht zehn Shots, die ich bisher gemacht habe und mit denen ich auch wirklich voll zufrieden bin. Und ich habe bisher 3.900 Clips produziert. Ich bin einfach ein Perfektionist. Wenn ein kleiner Wackler drin, dann gefällt es mir schon nicht mehr. Obwohl es kein Mensch sieht (lacht). Naja, so bin ich einfach.“

the-debut-daniel-grantCreme de la Creme
Die aktuell besten Cable-Wakeboarder haben in The Debut einen Part. Alleine durch ihre Präsenz drücken sie dem Film einen unmissverständlichen Qualitätsstempel auf. Andy zückt seine Liste mit den Namen aller Rider und beschreibt jeden Einzelnen kurz und treffsicher: „Raph Derome war für The Debut von vornerein gesetzt, weil er momentan wohl der beste Allround-Wakeboarder überhaupt ist. Daniel Grant, der trotz seiner erst 15 Jahre unfassbar gut fährt, sich in den letzten 1, 2 Jahren richtig stark entwickelt hat und mittlerweile zu den absolut Besten gehört. Nico von Lerchenfeld, den ich aufgrund vieler gemeinsamer Trips von allen Ridern am besten kenne und der ein genialer Rail- und Cable-Fahrer ist. Ebenso wie Felix Georgii, der international zwar noch nicht so bekannt ist, dem gerade aber Leute mit Ahnung sofort ansehen, wie kreativ er jedes Rails fährt. Auch Kevin Henshaw ist mit dabei. Er ist der Einzige der Crew, der momentan in der Wakeboard-Metropole Orlando wohnt und trotzdem vor ein paar Jahren gesagt hat, dass er überhaupt kein Boot mehr fahren mag. Er hatte einfach keinen Bock mehr und fährt jetzt nur noch Cable – und das alleine finde ich eigentlich schon ein geiles Statement. Und noch dazu hat er mit am meisten Eier von allen und fährt richtig geil. Brenton Priestley kommt aus Australien. Ihn kennen nur wenige, aber er ist unserer Meinung nach einer der Australier mit sehr gutem Style und Charakter. Und noch dazu ist er bestimmt der Wakeboarder aus dem Film, der den wenigsten Cash hat und sich mit allen Mitteln versucht irgendwie durchzuschlagen. Tom Fooshee ist das Urgestein des Cable-Wakeboardens und wahrscheinlich der erfolgreichste Cable-Wakeboarder überhaupt was Contests anbelangt. Noch dazu ist er wohl der Motivierteste in Bezug auf den Film. Er kann die meisten Tricks von allen, legt viel Wert auf deren Ausführung und grabbt daher auch 99 Prozent seiner Tricks. Nick Davies hat unglaublich viel Spaß auf dem Wasser und das sieht man ihm auch immer an. Er ist einer der wenig verbliebenen Verfechter von Air Tricks und die Cable-Szene maßgeblich geprägt.“
Aufgrund seiner eigenen sportlichen Karriere könnte man mutmaßen, dass Andy auch Wakeskater im Film aufnimmt. Weit gefehlt. Wurde Wakeskating früher meist in einem Video mit Wakeboarding gezeigt, sieht er den Sport heute immer mehr einen eigenen, individuellen Weg einschlagen. Wahrscheinlich ist die Entscheidung gegen Wakeskaten daher einzig der Liebe zu seinem Sport zu schulden.

Einmal um den Globus
Fünf Kontinente wurden für die Produktion des Films bisher bereist. Das könnte übrigens auch ein Debüt für einen Cable Wakeboard-Film sein. „Hauptsächlich haben wir visuell herausragende Spots ausgewählt. Da Obstacle Riding jedoch einen großen Teil des Films ausmacht, haben wir natürlich auch Wert auf gute Parks gelegt“, klärt Andy auf. Kapstadt, Jakarta, Singapur und einige Spots in den USA waren echte Highlights. Auch der Thai Wake Park ist dabei, „weil Daniel (Grant) einfach überirdisch an seinem Home-Cable fährt.“ Über 30 Flüge in den letzten Monaten haben Andys Bonusmeilenkonto entsprechend gefüllt, was er durchaus auch zu schätzen weiß: „Ich fliege schon das ein oder andere Mal Business Class durch meine Meilen. Was auch recht angenehmen ist, wenn man teilweise achtmal im Monat irgendwohin fliegt. Vor allem wenn es sich um 15-Stunden-Flüge handelt (kurze Pause). Ah, Australien habe ich vorhin vergessen. In Australien waren wir auch schon.“
Übergepäck ist generell ein leidiges Thema, gerade für Reisende mit viel Filmequipment. Andy ist für The Debut mit der benannten Red Epic, einer Handvoll Canon Objektiven, etlichen Festplatten, Stativ, Kamerakran, Dolly und einem Gyro-Stabilisator unterwegs – „eigentlich mit allem, was das Filmerherz begehrt.“ Der Koffer ist dementsprechend voll gepackt, bei seinem letzten USA-Trip hatte Andy gar 95 Kilo an Gepäck. Check-Ins sind daher auch die einzige Sache, die ihn beim Reisen immer richtig nervös machen. „Ich hatte zweimal ein Problem in Australien. Aber mit meinem Charme und genug Worten zu der weiblichen Mitarbeiterin ging es dann doch irgendwie durch“, ergänzt Andy grinsend.

the-debut-raph-derome

Es gibt vielleicht zehn Shots, die ich bisher gemacht habe und mit denen ich auch wirklich voll zufrieden bin

the-debut-raph-derome-3Momente wie diese
Spaß hatten die Jungs auf ihren Trips bisher eigentlich immer, unzählige Geschichten bleiben allen daher im Kopf. Mit Brenton war es öfters besonders lustig, da er als gelernter Handwerker beim Bau von Rails oft und gerne sein Wissen anbrachte und sich auch jedes Mal richtig ins Zeug legte: „Er wollte mir immer erklären, wie man was am besten baut und dass der Aufwand mit zwei Minuten absolut gering sei. Und im Endeffekt hat es dann auch wirklich immer nur zwei Minuten gedauert. “Daniel ist grundsätzlich auch immer recht schnell für etwas zu motivieren – es braucht lediglich eine Flasche Cola oder eine Pizza als Bestechungsmittel. Schwupps, und schon fährt er für einen. Mit Raph hat Andy jemanden gefunden, der fast noch perfektionistischer ist als er selbst: „Wir haben sehr viel über verschiedene Tricks und Styles gesprochen. Außerdem diskutieren wir gerne stundenlang über alles was sonst noch mit Wakeboarden oder Action Sports im Allgemeinen zu tun hat.“
Andy kann aber auch anders. Beim Dreh in North Carolina ließ er die Jungs ohne langen Neoprenanzug fahren – obwohl es schweinekalt war. Schlussendlich setzt er sich aber durch, weshalb im Video nun keine langen Anzüge zu sehen sein werden. „Was mir aber am meisten im Kopf blieb, war eine Geschichte mit Nico. Dadurch, dass ich ihn so gut kenne, habe ich überhaupt keine Scheu ihn einen Trick so oft wiederholen zu lassen, bis er ihn wirklich perfekt gestanden hat. Der Rekord an Versuchen steht bei 62 für einen Trick. Nico vertraut mir sehr stark. Wenn ich ihm zum Beispiel einen Trick vorschlage, dann versucht er ihn auch. Dieses eine Mal hatte ich die Idee für einen Trick, der nicht ganz ohne ist. Und trotz der vielen Versuche hat er es einfach nicht geschafft. Er war eigentlich schon komplett raus, hatte überhaupt keine Lust mehr. Ich habe dann alles versucht, dass er ihn nochmal probiert – weil ich wusste, dass er ihn eigentlich kann. Und dann hat er den Trick nochmal gemacht und auch gestanden. Das war der glücklichste Moment, den ich je beim Filmen hatte.“ Auf die Frage, ob er denn den Tricknamen verraten möge, antwortet Andy wie aus der Pistole geschossen: „Neee, das weiß keiner. Aber, wir haben ihn. Und er wird im Film sein!“
the-debut-daniel-grant-2Natürlich läuft es nicht jeden Tag so rund. Andy beschreibt die Probleme mit schlechtem Wetter oder Situationen, in denen einer seiner Rider heftig stürzte. Eine Sache schien ihn aber wirklich öfters zu belasten: „Es war richtig, richtig schwierig den ganzen Film aus finanziellen Gründen vollständig alleine zu produzieren. Ich habe eigentlich den Job von vielen gemacht – kein Assistenten oder Tonmann unterstütze mich. Da war man manchmal wirklich am Ende und gar nicht mehr motiviert. Nach mehreren Monaten Produktionszeit dachte ich mir schon öfters mal: ‚Ach du Scheiße. Ich kann jetzt nicht schon wieder um sechs Uhr aufstehen und da rausgehen’.“ Trotzdem ist er immer wieder aufgestanden. Hat stundenlang gefilmt, Video-Clips auf den Computer überspielt und sonstige administrative Aufgaben erledigt. Und obwohl er stets den Druck seiner selbstauferlegten Ziele spürt, wird er nicht müde immer wieder zu betonen, wie viel Spaß er mit Umsetzung des Films hatte.

Und wofür das Ganze
Trotz aller höflicher Zurückhaltung ist sich auch Andy sicher, dass der Film gut ankommen wird: „Ich bin zuversichtlich, dass The Debut vom Publikum gut aufgenommen wird. Wir haben die besten Cable-Wakeboarder in einen Film gepackt. Wir haben ein sehr hohes Trickniveau und individuelle, richtig gute Fahrer. Und das Ganze wird visuell einigermaßen gut ausschauen.“

The Debut ist im April 2014 auf DVD und BluRay erschienen. Mehr Infos zum Film gibt’s auf thedebutfilm.com oder im zweiten Interview mit Andy Kolb in der aktuellen The Cable Ausgabe, Nr.  2.